Freitag 22.11.19 | 18.00 Uhr im resonanzraum, St. Pauli
In dieser überspannten Fantasiewelt des russischen Komponisten Alexander Skrjabin bewegt sich das erste Konzert des diesjährigen Festivals. Angelehnt an Skrjabins
Vision eines einmaligen, alle Sinne umfassenden Gesamtkunstwerkes, experimentiert Vers l’extase in unterschiedlichen Konstellationen mit den modernen Möglichkeiten der Medien, der Musik, mit
Licht, Tanz und Sprache. Der Pianist Fabian Gehring und sein Team deuten Skrjabin’s Vision eines „Lichtklaviers“ neu.
Werke von Alexander Skrjabin, Texte von Joachim Rosenkranz, Gerhard Rühm u.a.
Fabian Gehring, Klavier, Konzeption
Jan Wegmann, Lichtkomposition, Multimedia
Ricardo Urbina, Tanz
Joachim Rosenkranz, Rezitation
Nachdichtung des Poème de l’extase: Joachim Rosenkranz
Choreographie: Tim Čečatka, Fabian Gehring
Wofür steht Euer Projekt?
Mit "Vers l’extase" greifen wir eine mehr als 100 Jahre alte Vision auf und setzen sie in einen zeitgenössischen Kontext. Im Geist von Alexander Skrjabins Idee des
Mysteriums spielen wir mit der Kombination verschiedener Kunstformen – von Nachdichtungen, einer getanzten Sonate über ein Lichtklavier bis hin zu komplexen, auf die Musik reagierenden
Videoinstallationen.
Extase beschreibt bei Skrjabin den Zustand eines völlig entrückten Rausches der Sinne, welcher „den Menschen wie das Universum vereinigen und verändern“ sollte –
ein verwegenes Ziel für ein Kunstwerk, zugegeben! Nichtsdestoweniger bieten diese Fantasien besonders in unserer multimedialen Zeit reichlich Stoff für äußerst spannende
Neuinterpretationen…
Was sind die größten Herausforderungen?
Abgesehen von seinem selbst entwickelten Farbenklavier und seinen Farbtabellen sind von Skrjabin nur viele fantastische Visionen überliefert – konkrete Ansätze zur
Realisierung sind allerdings, wohl auch vor dem Hintergrund technischen Möglichkeiten seiner Zeit, nicht zu finden. Daraus ergibt sich ein enormer Gestaltungsspielraum - eine Chance und
Herausforderung zugleich: Für eine wirklich gelungene Symbiose zwischen den verschiedenen Medien ist eine sehr intensive und kreative Detailarbeit nötig, sowohl in der Choreographie, als auch in
der Gestaltung der multimedialen Effekte. Dabei begeben wir uns zwangsläufig immer wieder in komplettes Neuland.
Für den sprachlichen Teil stellen die unzureichenden Übersetzungen von Skrjabins klangmalerischen Dichtungen eine Herausforderung dar, was uns Falle des Poéme de
l’extase zu einer freien, modernen Nachdichtung in deutscher Sprache angeregt hat.
Was macht euer Projekt beim CLAB-Festival besonders?
Obwohl sich das Projekt mit dem Œuvre nur eines Komponisten beschäftigt, wird eine enorme stilistische Bandbreite von Anklängen an Chopin bis hin zu atonalen
Tonsystemen abgedeckt. Dabei wird für jedes Werk ein individueller Ansatz verfolgt. Zwischen den Medien bestehen dabei enge Verbindungen, die die hochvirtuosen Klavierwerke auf völlig neue Art
erlebbar machen.